Dieser Beitrag betrachtet die Pädagogischen Lesungen zum Thema Patenbrigadearbeit im Kontext anderer Diskurse. Er arbeitet heraus, dass die Lesungen mangels anderer Hilfestellungen eine zentrale Rolle bei der Weiterbildung der Fachkräfte mittels Weitergabe gesammelter Erfahrungen spielten – und, dass das Format ein besonderes Innovationspotential entfalten konnte. Gleichzeitig werden bislang wenig beleuchtete Grenzen des Mediums sichtbar: Offenbar hatten die Pädagogischen Lesungen nach ihrer Entstehung nur eine zeitlich stark befristete Weiterbildungswirkung, wurden also nur in der unmittelbaren Folgezeit breit rezipiert. Dies führte dazu, dass über Dekaden hinweg ähnliche Problemstellungen immer aufs Neue behandelt wurden und Problemlösungssuchen in Form von Empfehlungen nicht aufeinander aufbauten. Ergänzend dazu beleuchtet der Beitrag die pädagogischen Zielsetzungen, die die Verfasser*innen der Texte mit ihrer Arbeit verbanden und leistet damit einen Beitrag zur Rekonstruktion des Formats Patenbrigade als ein in der DDR-Gesellschaft fest verankertes Erziehungs- und Bildungsprojekt.