Die Geschichte der Steuern und Staatsfinanzen wichtiger europäischer Industrienationen ergänzt und erweitert die Geschichte der Industrialisierung Europas. Der Staatshaushalt, ein Werk der Staatsbuchhalterei und des kameralistischen Rechnungswesens mit nicht immer transparenten Kalkulations- und Budgetierungstechniken, zeigt die Höhe und die Verwendung der Staatsausgaben und die zu deren Deckung verwendeten Einnahmen in Art und Umfang. In der international vergleichenden Untersuchung zu den Steuern und Staatsfinanzen während der Industrialisierung Europas bezieht Eckart Schremmer England, Frankreich, Preußen und das Deutsche Reich von 1800 bis 1914 ein. Dem unterschiedlichen Staatsaufbau der besprochenen Länder gerecht werdend erfolgt der Vergleich dabei nicht isolierend - punktuell, einzelne Zahlen und Kennziffern herausgreifend. „Der Vergleich erfasst vielmehr den gesamten Bereich „Steuern und Staatsfinanzen“ in seiner Einheit. So erscheint es eher möglich, national-staatliche Besonderheiten im nationalstaatlichen Zusammenhang zu sehen und zu belassen, und die nationalstaatlichen Gesamtbereiche „Steuern und Staatsfinanzen“ in ihrer Einheit vergleichend gegenüberzustellen. Dem entspricht der Aufbau der vier nationalstaatlichen Kapitel - England, Frankreich, Preußen, Deutsches Reich - nach einem einheitlichen Gliederungsablauf über die gesamte Beobachtungsperiode hinweg, sowohl im Text als auch bei den Tabellen. Jedes der vier Länderkapitel beginnt mit einem knappen Abschnitt über die historische Grundlage. Sie deuten auf die Verknüpfung des 19. mit dem 18. Jahrhundert hin, auf die ‚Tradition im Wandel’, die wiederum nationalstaatlich unterschiedlich war. Der analytisch - vergleichende Untersuchungsansatz ruht auf einer dichten empirisch – statistischen Grundlage von zeitgenössischer Qualität. Sie lässt Wachstums- und Strukturveränderungen gut erkennen“ (Schremmer, E., 1994: Steuern und Staatsfinanzen während der Industrialisierung Europas. England, Frankreich, Preußen und das Deutsche Reich 1800 bis 1914. Berlin u. a.: Springer, S. VII f).„Die europäischen Steuersysteme des 19. Jahrhunderts entstanden im Gefolge der neuen liberalen Grundlagenphilosophie und den damit verbundenen neuen Staatsordnungen. Sie lösten die feudalen Bindungen, Abgaben und Dienste ab. Der Liberalismus bestimmte den neuen Datenkranz für Wirtschaft und Gesellschaft. Der zweite Bestimmungsgrund für die Ausgestaltung der Steuersysteme war die Struktur der damaligen Wirtschaft, best...