Das Dachtragwerk in Metallbauweise über der Vorhalle des Pantheon in Rom war eine ähnlich bedeutende und innovative Konstruktion wie die Kuppel, ist jedoch nicht erhalten und deswegen nahezu unbekannt. Gestützt auf Borrominis Bestandsaufnahme macht der Verfasser einen neuen Rekonstruktionsvorschlag für die Schichtenfolge der Bronzestäbe der Binderkonstruktion. Dazu werden ein denkbarer Montageablauf der Binderteile sowie die mutmaßliche Lastabtragung innerhalb der Nietkonstruktion vorgestellt, die von einem Sprengwerk geprägt gewesen ist. Außerdem ermittelt der Verfasser das Fußmaß, das der Planung zugrundegelegen hat, und den unteren Säulendurchmesser, der als Planungsmodul diente. Abschließend sind offene Fragen zur Konstruktion des einzigartigen Dachtragwerks zusammengestellt. Im zweiten Teil behandelt der Verfasser die Rolle des Kaisers Hadrian beim Neubau des Pantheon, der nach einem Blitzschlag im Jahre 110 n. Chr. notwendig geworden war. Kaiser Trajan hatte mit dem heute noch erhaltenen Neubau seinen Architekten Apollodorus von Damaskus beauftragt. Die von Hadrian veranlasste Bauinschrift nennt Agrippa als Bauherrn, der das erste Pantheon rd. 150 Jahre vorher errichtet hatte. Rätsel gibt auch der nachträgliche Einbau der Tempeltür aus dem ersten Pantheon auf. Cassius Dio berichtet von einem dramatischen Ende der Beziehungen zwischen Hadrian und Apollodorus, das zur Hinrichtung des genialen Baumeisters führte. Bauinschrift und Tempeltür sind offenbar als damnatio memoriae zu verstehen, mit der Hadrian vom Schicksal des großen Baumeisters hat ablenken wollen. Der Verfasser schließt mit der Frage, ob noch weitere bedeutende Zeitgenossen der Skrupellosigkeit Hadrians zum Opfer gefallen sind.